Spirituelle Dimension der Klostergründung

Imagina Gräfin von Isenburg-Limburg, die spätere Königin Imagina, wie auch ihre spätere Schwiegermutter Adelheid, Mutter König Adolfs standen den im 13. Jahrhundert gegründetem Bettelorden der Klarissen und Franziskaner mit ihrem Streben nach Frömmigkeit, Kontemplation und einfachem Leben nahe. Adolfs Mutter war eine Wohltäterin des 1277 gegründeten Reich-Klara Klosters in Mainz, in dem sie auch ihre letzte Ruhe fand. Königin Imagina, hatte die Klarissen in ihrer Heimat kennen gelernt und war, wie sie in einer Urkunde schreibt, seit ihrer Jugend für deren Frömmigkeitsideale entbrannt.

König Adolf war also mit dem Wirken der Klarissen vertraut, als er Klarenthal auf Empfehlung Imaginas 1298 gründete. Für die Wahl eines Nonnenklosters sprach auch die Möglichkeit der Unterbringung unverheirateter oder verwitweter weiblicher Mitglieder des Hauses – hier konnten adelige Damen eine angemessene Versorgungsstätte finden. Gleichwohl verband sich mit der Klostergründung auch machtpolitisches Kalkül, was sich an seiner Ausstattung erkennen ließ. Denn um überhaupt existieren zu können, war es nötig, den Klarissen Einkünfte an Naturalien und Geldzinsen sowie eine Basis an Grund und Boden zu verschaffen.

Die Stiftungsurkunde des Klosters wurde am 6. Januar 1298 durch den nassauischen König Adolf (* vor 1250; † 2. Juli 1298) in Speyer erlassen. Nach der Urkunde soll der, am 5. Mai 1292 zum römisch-deutschen König gekrönte Adolf, auf Bitten seiner Gemahlin Imagina von Isenburg-Limburg das Kloster am 2. Februar 1296 gegründet haben. Die Grundsteinlegung soll am 29. September 1296 erfolgt sein. Ziel der Klostergründung war die Errichtung eines Hausklosters der walramischen Linie, dass eine vergleichbare Rolle wie das Kloster Altenberg für die ottonische Linie spielte. Neben dem Königspaar Adolf und Imagina gehörte Diether von Nassau und die beiden späteren Äbtissinnen Richardis von Nassau und Adelheid von Nassau zu Petenten der Gründungsurkunde. König Adolf vermachte seiner Stiftung urkundlich drei Höfe in Biebrich und Mosbach. Indem er diese Ländereien seinem Hauskloster schenkte, entzog er sie der Gefahr einer Entfremdung durch die Mainzer Erzbischöfe und andere konkurrierende Gewalten.

Die Gründung Klarenthals hatte aber in erster Linie eine spirituelle Dimension: Hier war, wenn auch für rund 70 Jahre, das Erbbegräbnis der walramischen Linie des Hauses Nassau, hier wurde das Gebetsgedenken für die Dynastie gepflegt. Name und Todestag der Angehörigen waren in so genannten Totenbüchern oder Nekrologen verzeichnet; durch Verlesen dieser Einträge wurde die Erinnerung an den Verstorbenen, seine Memoria, gewahrt. König Adolf fand seine letzte Ruhestätte zwar im Speyerer Dom, aber seine Gemahlin Königin Imagina, seine Schwestern sowie zehn weitere Gräfinnen und Grafen von Nassau sind in Klarenthal bestattet worden. Vor den Toren Wiesbadens sollte das Klarissenkloster Klarenthal auch als Grabstätte des Hauses Nassau dienen.